"Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht: Christus meine Zuversicht...". Mit diesem Taizé-Lied auf den Lippen zogen Pilgerinnen und Pilger, Gottesdienstbesucherinnen und -besucher am Sonntag während des "Pilgerkirche"-Gottedienstes um die Elisabethkirche. Dieser Pilgerumzug versinnbildlichte das Unterwegssein mit dem eigenen Glauben und Desein. Eigentlich sollte der Umzug innerhalb der Kirche stattfinden, was corona-bedingt und um die entsprechenden Abstände zu wahren so nicht möglich war.
Die "Pilgerkirche" ist ein besonderer Gottesdienst zum Abschluss der sommerlichen Pilgersaison. Pfarrer Bernhard Dietrich, der in seiner Predigt das Bebauen und Bewahren, wie es im Kapitel über den Garten Eden (1. Mose 2, 4b-9+15) beschrieben wird, in Beziehung zum Pilgerweg durch das Leben eines jeden setzte, und Pfarrer Ralf Hartmann begrüßten entsprechend einige Pilgerinnen und Pilgern in der als Pilgerstätte bekannten Elisabetehkirche. Etwa 20 von ihnen haben sogar die Nacht von Samstag auf Sonntag in der großen Kirche übernachtet (natürlich mit genügend Abstand). Denn bereits am Samstag nahmen insgesamt knapp 30 Pilgerer aus Nah und Fern an einer von drei Ein-Tages-Pilgerwanderungen Richtung Marburg teil - jeweils auf Schlussetappen einer der drei Elisabethpfade (Eisenach-Marburg, Frankfurt-Marburg und Köln-Marburg). Startpunkte waren Kirchhain, Niederwalgern und Caldern.
Geplant war ursprünglich ein langer, mehrtägiger Pilgerweg von Homberg nach Marburg. Übernachtungen und Einkehr in Kirchen mit so einer großen Gruppe war jedoch derzeit nicht umsetzbar. Deshalb die verkürzte Eintagesversion. Nur das gänzliche Ausfallenlassen stand bei den Pilgerern nicht zur Debatte.
Pilgerin Claudia aus Hannover, die auch das geschmückte Kreuz auf ihrem Weg nach Marburg sowie beim Umzug um die Elisabethkirche getragen aus Hannover, startete zum Beispiel mit ihrer 15-köpfigen Gruppe in Caldern samt geistlichen Impuls an der dortigen Kirche, um kurz danach auf den Elisabethpfad zu stoßen. Sie berichtete von der Besichtigung des modernen Fresco-Wandgemäldes von Erhardt Klonk in der Pfarrkirche Elnhausen, von eingelegten Schweigewegen, während denen ein jeder Zeit hatte, über den Impuls nachzudenken, von dem Austausch mit den anderen Mitpilgerern, von einer schönen Mittagspause auf ebenso schöner, aussichtsreicher Hügelkuppe, vom Bestaunen vieler Obstbäume entlang des Weges und vom Pflücken von Äpfeln, Birnen und Pflaumen. "Unterwegs erlaufe ich mir gewissermaßen Themen, wobei sich auch Lösungen für gewisse Probleme ergeben können. Nach dem Pilgern hat sich das dann geklärt", beschreibt Claudia.
Pilgerin Barbara, welche die Caldern-Gruppe anführte, fügte hinzu: "Für mich ist es eine Möglichkeit, vom Alltagsstess herunterzukommen und Ruhe zu finden".
Pilgerer Hartmut aus dem niedersächsischen Cloppenburg ergänzte schmunzelnd: "Für mich war dieser Weg hart, denn ich lebe im nordwestdeutschen Flachland - da ist es flach, hier ist es bergig. Und ich werde jetzt 81 Jahre alt." Tolle Leistung! "Die Gruppe hat auf mich Rücksicht genommen und sich meinem langsamen Gehen angepasst", lobte er seine Mitpilgerer.
Die Pilgerinnen Heike, Heike (2) und Ellen waren mit insgesamt sieben Leuten auf der Strecke von Kirchhain nach Marburg unterwegs. Die gute Stimmung, das schöne Wetter, der Besuch mehrerer Kirchen entlang des Weges - etwa in Kirchhain, Amöneburg und Schröck - und die Ausblicke in Täler empfanden sie als Höhepunkte. In Kleinseelheim zum Mittagsgebet durften sie sogar per Hand die Kirchenglocken läuten. Auch der Elisabethbrunnen in Schröck lag auf dem Pilgerweg, der teilweise durch Wälder oder übers freie Feld verlief. Immer wieder eingelegte Schweigeimpulse dienten entsprechend dem Innehalten, Nachdenken und auch dem Austausch persönlicher Gedanken dazu. Als besondere Atmosphäre nahmen die Frauen nach der Übernachtung das Aufwachen in der Elisabethkirche wahr, wenn morgens die Sonne durch die hohen Glasfenster strahlt und allmählich die Kirche mit Licht füllt.
Den Elisabethpfad von Niederwalgern nach Marburg hat eine fünfköpfige Gruppe um Pilgerführer Arno gemeistert. Mit Gebet und Gesang in Oberweimar, über den Pfaffenstieg, Mittagspause und -gebet am "runden Baum", weiter durch den "Heiligen Grund" und weiter auf dem "toten Weg" war diese Strecke zwar die kürzeste der drei, wartete jedoch mit zwei steilen Anstiegen auf, berichtet Arno.
Pilgerkirche - Gottesdienst zum 15. Sonntag nach Trinitatis aus der Elisabethkirche:
Sie sind jetzt nun eingeladen, die Texte dieses Gottesdienstes zu lesen, das Lied- und Textheft als PDF herunterzuladen, den Gottesdienst mitzuhören und die Bildgalerie von der Pilgerkirche anzusehen.
Suchen SIe sich zuvor einen stillen Ort. Machen Sie es sich bequem. Vielleicht zünden Sie eine Kerze an. Singen, lesen, hören und beten Sie mit. Wir wünschen Ihnen Gottes Segen.
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