Zwar war die diesjährige Jahreshauptversammlung nun schon die zweite, die pandemiebedingt nicht im Frühjahr stattfinden, sondern aufgrund sehr hoher Infektionszahlen auf die Zeit nach den Sommerferien verschoben werden musste. Am 8. September konnte die Vereinsvorsitzende Frau Barbara Hessen dann aber die Mitglieder im hohen Chor der Elisabethkirche begrüßen. Zeit und Ort waren für die Versammlung ideal, hatten doch die lange geplanten und mehrfach verschobenen Renovierungsarbeiten im Innenraum der Kirchen im angrenzenden Landgrafenchor vor kurzem endlich begonnen.
Bevor Herr Karl-Heinz Waschkowitz, der für den Landesbetrieb Bauen und Immobilien Hessen die Bauleitung innehat, über die Arbeiten berichtete, erstattete Frau Hesse den Jahresbericht und brachte die Mitglieder hinsichtlich der Förderprojekte des Vereins auf den neuesten Stand: Von der ursprünglich ins Auge gefassten Projekten ist das Dach der St. Michaelskapelle („Michelchen“) zwischenzeitlich saniert. Die Restaurierung der Flügelaltäre ist durch eine großzügige Förderzusage der Sparkassen-Kulturstifung gesichert, wofür Frau Hesse dem anwesenden Sparkassen-Kulturstiftung Vorstand Herrn Schönleber, selber Mitglied im Förderverein, herzlich dankte. Erst mit dem Fortschreiten der Renovierungsarbeiten wird die Erneuerung der Beleuchtung des Kircheninnenraums wieder in den Fokus rücken. In ihre heiße Phase kommt dagegen bereits in Kürze die Restaurierung der Wappenschilde, das Projekt, für das kurzfristig der größte Finanzierungsbedarf besteht. Sobald die in der Kirche aufgehängten Schilde über Gerüste erreichbar sind, werden sie abgenommen und aufgearbeitet werden. Dank eines von Herrn Simon Dietrich erstellten und vom Kirchenvorstand gebilligten Konzepts werden künftig nicht nur die derzeit aufgehängten Schilde, sondern auch eine großer Anteil der seit Jahren in der Oberkapelle notdürftig eingelagerten Exemplare nach dem Ende der Arbeiten in neuem Glanz den Innenraum der Elisabethkirche schmücken.
Als neues Förderprojekt hinzugekommen ist ein Familienkirchenführer, dessen Inhalt und Layout durch die Fa. Explomio als Sachspende zur Verfügung gestellt wurde. Der Verein hat den Führer in ausreichender Zahl drucken lassen und der Kirchengemeinde zur Nutzung überlassen. Die wird ihn gegen eine gestaffelte Schutzgebühr in der Elisabethkirche und über den Kirchenkiosk-Online zum Kauf anbieten und zur Nutzung von kleinen und größeren Gruppen von Kindern anbieten und selbst verwenden. Der Internetauftritt des Vereins wurde überarbeitet und um einen virtuellen Rundgang durch die Elisabethkirche als weiteres Förderprojekt ergänzt. Weiter ausgebaut werden soll der Rundgang mit Kurzfilmen, in denen ausgewählte Ausstattungsgegenstände der Kirche vorgestellt werden.
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung spannte Herr Waschkowitz dann einen weiten Bogen von den jüngst aufgenommenen Arbeiten an dem „Jahrhundertprojekt“ zu deren ersten Vorbereitungen, die in die Zeit zurückreichen, als die neue Klais-Orgel eingebaut wurde. Dank einer eingehenden Untersuchung der unterschiedlichen Farbschichten habe rekonstruiert werden können, wie sich die Innenansicht der Elisabethkirche im Verlauf der Jahrhunderte verändert hätte. Von manchen Farbfassungen gebe es reichlich Zeugnisse, von anderen sei nur noch ein kläglicher Rest übrig geblieben. Nach vielen Diskussionen und der Einbindung hochkarätiger Experten sei letztlich der Entschluss gefallen, den Innenraum der Kirche so wieder auferstehen zu lassen, wie ihn die Besucherinnen und Besucher bei der Einweihung der Kirche im Jahr 1283 erlebt hätten. Erstaunlicherweise seien gerade diese ältesten Farben an verschiedenen Stellen der Kirche noch gut nachweisbar. Für die Restaurierung der ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert stammenden gotischen Glasfenster werde im Nordchor eigens eine Werkstatt eingerichtet, damit ein notwendiger Transport sie nicht gefährde. Angesichts der großen Bedeutung der Kunstschätze, um die es gehe, seien nur die besten Restauratoren auf ihrem jeweiligen Fachgebiet ausgewählt worden, mit denen man bereits in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht habe.
Um auch weiterhin den Fortschritt der Arbeiten nicht nur sehen, sondern Dank fachkundiger Erläuterungen auch verstehen zu können, hielt Herr Waschkowitz Führungen durch die Baustelle für denkbar. Zwar gehöre eine Restaurierung des Lettners ebenso wenig zu den laufenden Maßnahmen wie die des Hochaltars oder des Elisabeth-Mausoleums. Bei den Untersuchungen des Kircheninnenraums auf Farbreste sei es aber gelungen, interessante Befunde am steinernen Lettner zu sichern, die nach dem Abschluss der großen Innenraumsanierung Grundlage einer Restaurierung im Rahmen der laufenden Bauunterhaltung werden könnten. Es besteht also die Hoffnung, dass eines Tages nicht nur die Wände und Deckengewölbe der Elisabethkirche, sondern auch der eindrucksvolle steinerne Lettner wieder in für uns ungewohnter, aber originaler Farbigkeit erstrahlen wird.
Die kommende Jahreshauptversammlung der Freunde und Förderer der Elisabethkirche e.V. wird wieder Satzungsgemäß im ersten Quartal des Jahres, am Mittwoch, dem 23. März 2022 um19 Uhr, vorraussichtlich in der Elisabethkirche stattfinden. Save the date!
Die Einladungen dazu mit der Tagesordnung (diesmal werden turnusgemäß wieder Wahlen zum Vorstand stattfinden) werden rechtzeitig zu Beginn des Jahres versendet.