„Seht, ich habe es euch doch gesagt, wir sollen die Menschen fröhlich machen.”

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„Elisabeth mochte Bio-Essen“

Elisabeth verweiger an der fürstlichen Tafel zu unrecht erworbene Speisen. Foto: Bernhard Dietrich

Kirchenführung von Kindern für Kinder. Zahlreiche, kindgerechte Informationen über Leben und Wirken der Heiligen Elisabeth konnten am Sonntag auch ganz junge Geschichtsfans in der Elisabethkirche erfahren. Ein Artikel aus der OP vom 14.9.2015 von Ina Tannert

Marburg. „Dämonen aus Stein sollten früher andere Dämonen abschrecken, darum hängen sie am Kirchenportal“, erklärt Marburgs jüngste Kirchenführerin Klara Löffert und gewinnt auch gleich die Aufmerksamkeit von Altersgenossen wie Erwachsenen.

Souverän leitete die Zehnjährige gestern am Tag des Denkmals mehrere Kinderführungen, geleitete Dutzende Menschen durch die Elisabethkirche. Kleinen wie großen Besuchern zeigte sie informative Einzelheiten des eindrucksvollen Gemäuers und berichtete aus dem Leben der namensgebenden Stadtheiligen. Die wurde wahrscheinlich schon mit vier Jahren verlobt, „das war damals so“, und wuchs mit ihrem späteren Mann Ludwig auf.

Über ihr Wirken in Marburg berichten verschiedene Szenen auf dem Elisabeth-Altar oder ihrem Grabmal. „Geschichten wurden früher durch Bilder erzählt, die meisten Leute konnten ja nicht lesen“, erklärt Klara und zeigt den anderen Kindern die zahlreichen Darstellungen der Heiligen. „Es gibt viele verschiedene, mal eine französische, mal eine Rosen-Elisabeth“, weiß Klara. Darunter finden sich zahlreiche Bildnisse über angebliche Wundertaten der Heiligen, wie das Rosen- oder das Mantelwunder. Nachdem die Landgräfin ihren prächtigen Mantel an einen Bettler verschenkte, wurde dieser wundersamerweise wiedergefunden. „Eine Fürstin durfte auch nicht ohne ihren Mantel zum Essen gehen“.

Apropos Essen: Die magere Nahrung, die die mildtätige Patronin zu sich nahm, bestand fast nur aus regionalem Anbau, luxuriöse Speisen lehnte die bodenständige Landgräfin ab, „man kann sagen, sie hat nur Bio-Sachen gegessen“, so Klara. Auch hat sich die tiefgläubige Frau um Kranke gekümmert, „viel mit armen Leuten zu tun gehabt“ und nachdem sie das Marburger Hospital gründete, war sie dort als Krankenpflegerin tätig. Für ihre Taten wurde sie schon früh heilig gesprochen, war beliebt, darum sind die Stufen an ihrem Grabmal auch so ausgebeult - „weil hier schon ganz viele Menschen gekniet und gebetet haben“, berichtet Klara ihrer 15-köpfigen Gruppe.

Rund eine Dreiviertelstunde wanderten Kinder und Eltern gut gelaunt durch die Kirche, stellten ihrer jungen Referentin Fragen und begutachteten ausgiebig die vielfältigen Bildnisse der Heiligen.

„Das hat mir gut gefallen, ich habe alles verstanden,“, ­freute sich Teilnehmerin Lilly. Zwei informative Kinderführungen leitete Klara gestern durch das Marburger Wahrzeichen, übernahm sogar spontan, mangels ausreichender Kirchenführer, eine Erwachsenengruppe. „Sie macht das toll“, lobte Pfarrerin Dr. Anna-Karena Müller die aufgeweckte Zehnjährige.

Seit 2011 bildet die Kirchengemeinde auch Schüler zu Kirchführern aus. „Die Jugendlichen bringen einfach einen anderen Ton, andere Themen mit ein“, erklärt die Pfarrerin. Klara ist dabei mit Abstand die Jüngste. Ihre Aufgabe macht ihr großen Spaß, die Pfarrerstochter hat bereits jede Menge Erfahrung und Wissen über die Stadtheilige gesammelt und schon an zahlreichen Führungen teilgenommen. Selber einmal vorneweg zu laufen und die Leitung zu übernehmen, findet sie besonders aufregend und gefällt ihr immer besser.

Geschichte ist schwierig, aber echt spannend“, findet Klara. Noch etwa ein bis zwei Jahre will sie warten, dann vielleicht auch Erwachsenengruppen die Besonderheiten der Kirche und ihrer Heiligen näher bringen.