„Seht, ich habe es euch doch gesagt, wir sollen die Menschen fröhlich machen.”

Previous Next

Gottesdienst zum Nachlesen: Gottesdienst zum 5. Sonntag nach Trinitatis, 12.07.2020

Der Apostel Petrus mit dem Schlüssel. Kanzel der Elisabethkirche von 1905. Heute geht es im Predigttext um den Fischzug des Petrus, um seine Berufung in die Nachfolge. Foto Bernhard Dietrich

Wir feiern den Gottesdienst zum 5. Sonntag nach Trinitatis (12. Juli) mit Propst Helmut Wöllenstein in der Elisabethkirche mit corona-bedingt begrenzter Besucherzahl. Für diejenigen, die (deshalb) nicht persönlich anwesend sein konnten, haben wir hier einen Lesegottesdienst mit den Lied-, Lesungs- und Predigttexten vorbereitet.

Gottesdienst zum 5. Sonntag nach Trinitatis aus der Elisabethkirche: In seiner Predigt zum Thema Nachfolge geht Propst Helmut Wöllenstein auf den "Fischzug des Petrus" aus dem fünften Kapitel des Lukasevangeliums (Lukas 5, 1-11) ein. 
Sie sind jetzt nun eingeladen, die Texte dieses Gottesdienstes zu lesen. Suchen SIe sich zuvor einen stillen Ort. Machen Sie es sich bequem. Vielleicht zünden Sie eine Kerze an. Singen, lesen, hören und beten Sie mit. Wir wünschen Ihnen Gottes Segen.

(Lese-)Gottesdienst zum 5. Sonntag nach Trinitatis
12. Juli 2020

mit Propst Helmut Wöllenstein

[Text- und Liedblatt als PDF-Download hier klicken]
 

Musik zum Eingang


Begrüßung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes – Amen

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn – der Himmel und Erde gemacht hat.

Herzlich willkommen, liebe Gemeinde.
Ich freue mich, dass wir zusammen Gottesdienst feiern können. Heute ist der 5. Sonntag nach Trinitatis. Sein Thema ist Nachfolge. Dabei steht im Vordergrund, dass wir nicht hinter etwas herlaufen, sondern Gott uns entgegenkommt: „Aus Gnade seid ihr gerettet worden durch den Glauben“, sagt uns der Wochenspruch „Und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es“


Psalmgebet im Wechsel

Du bist doch, Gott, allezeit meines
Herzens Trost und mein Teil
          Dennoch bleibe ich stets an dir;
          Denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,
du leitest mich nach deinem Rat
und nimmst mich am Ende mit Ehren an.
          Wenn ich nur dich habe,
          so frage ich nichts nach Himmel und Erde.
Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet,
so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens
Trost und mein Teil.
          Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte
          Und meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn,
          dass ich verkündige all dein Tun.


Gesprochen:

Ehr sei dem Vater und dem Sohn ...


Gebet

An jedem Tag erschaffst Du die Welt neu vor unseren Augen.
Mein Gott, ich staune wie sehr du das Leben liebst. An jedem Tag wird es neu im Licht deiner Gnade.
So lass auch uns neu werden, wenn wir jetzt vor dir zusammen sind, dich loben, auf dich hören, dir vertrauen. Heute und jeden Tag, bis in Ewigkeit.
Amen.


Lesung Lukas 5,1-11 Der Fischzug des Petrus

1 Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, zu hören das Wort Gottes, da stand er am See Genezareth. 2 Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. 3 Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus. 4 Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! 5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen. 6 Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. 7 Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamenund füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken. 8 Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. 9 Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die mit ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, 10 ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. 11 Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.


Lied EG 243

Vers 1: Orgel und Gesang
Lob Gott getrost mit Singen, frohlock, du christlich Schar!
Dir soll es nicht misslingen, Gott hilft dir immer dar.
Ob du gleich hier musst tragen viel Widerwertigkeit,
sollst du doch nicht verzagen; Er hilft aus allem Leid

Vers 2: gemeinsam gesprochen
Dich hat er sich erkoren, durch sein Wort auferbaut,
bei seinem Eid geschworen, dieweil du ihm vertraut,
dass er deiner will pflegen in aller Angst und Not,
dein Feinde niederlegen, die schmähen dich mit Spott

Vers 3: Orgel und Gesang
Kann und mag auch verlassen ein Mutter je ihr Kind
und also gar verstoßen, dass es kein Gnad mehr find ́t?
Und ob sich ́s möchte begeben, dass sie so gar abfiel:
Gott schwört bei seinem Leben, er dich nicht lassen will.

 

Predigt

Was für eine Szene dort an dem See. Die einen sind ausgestiegen aus ihren Booten. Der andere steigt ein. Bei den einen sind die Netze leer. Der andere hat vollen Erfolg.
Die Menschen drängen sich um ihn.

Wir können nur staunen wenn wir sehen, wie hier eine Weltreligion ihren Anfang nimmt. Mitten im Alltag fängt sie an. Da wo die Menschen leben. Es riecht nicht nach Kirche und Weihrauch sondern nach Fisch und Männerschweiß.

Und doch ist da etwas Besonderes: Die Menge drängt zu Jesus. Warum? Heute drängt sich keiner in die Kirchen. Die Leute treten aus.  Was ist es, das die Menschen anzieht um das Wort Gottes zu hören wie es hier heißt?  Ist es das Wort von der Liebe Gottes, das sie anzieht? Ist es die Ansage, dass sie umkehren müssen, wenn sie leben wollen?  Was spricht uns an? Mich spricht an, wie hier über die Arbeit erzählt wird. Leute rackern sich ab und es geht ins Leere.  Wie geht es mit meiner Arbeit, in meinem Leben? Ist es interessant was ich tue, -oder was ich getan habe? Gab es Erfolge? Oder war es so wie bei den Fischern in jener Nacht auf dem See Genezareth? Sie haben sich angestrengt. Aber nichts gefangen. Sie verdienen nichts an diesem Tag. Eine schlimme Erfahrung.  Und Jesus merkt es. Er sieht nicht nur die Menge, die sich drängt, er sieht die einzelnen. Sieht den, der ihn braucht. Sieht Petrus und seinen Frust. Leere Netze, leerer Magen, leeres Herz. Echte Existenzsorgen. So wie jetzt viele sie haben - in Corona Zeiten.

Und Jesus kommt nicht Heilands-mäßig daher. Mit milden kummervollen Blicken. Er sagt zu Simon: los, mach dich auf, fahr raus, mitten auf den See, dahin, wo er tief ist. Und werft eure Netze aus.  - Petrus zuckt zusammen. Was will der denn von mir. Dieser Prediger, hat doch keine Ahnung vom Fischen. Wir haben die ganze Nacht gefischt, sagt er zu Jesus. Wir waren nicht faul. - Wenn wir jetzt rausfahren, am hellen Tag ins, tiefe Wasser, da ist doch nichts zu holen.  So ist es Petrus vielleicht durch den Kopf gegangen. Und das packt er in diesen Satz, der seine Stärke zeigt und seinen Trotz, und doch zugleich seine Not: Wir haben die ganze Nacht gefischt. und keinen einzigen Fisch gefangen.  Und dann: aber auf dein Wort hin Will ich die Netze auswerfen.

Es ist ein Kampf, der sich in Petrus abspielt. Viele von uns kennen diesen Kampf. Diesen Impuls auf der einen Seite: Ich weiß doch, was ich tue. Mir muss keiner was erzählen. Und dann – die Einsicht: So geht es nicht weiter.  – Also: fahr noch einmal hinaus. Vielleicht machst du einen Fehler. Aber vielleicht machst du auch einen Fang. Also wag es. Hab Vertrauen.

„Auf dein Wort hin will ich es tun“. Was für ein wunderbarer Satz. Weil du es sagst, Herr. Wenn wir nur einen Satz aus dieser Geschichte heute mitnehmen,  müsste es dieser Satz sein: Auf dein Wort hin will ich es tun. Das ist Glaube: Ermutigung. Aber nicht von irgendwem zu irgendwas. Ermutigung von ihm, Jesus. Der selbst das Leben ist. Auf dein Wort hin...  gehe ich noch einmal los. Löse mich aus meiner Grübelei. Und gehe an den Start.

Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische, und ihre Netze begannen zu reißen. Sie müssen andere Kollegen herbeiwinken. Beide Boote sind voll bis zum Rand, so dass sie fast untergehen. Eine erstaunliche Geschichte: dieser Fang –im neuen Anfang. Die vielen Fische. Und noch größer ist für mich das, was sich in Petrus abgespielt hat. Seine Verwandlung. Er folgt Jesus nach. Geht mit ihm von diesem Tag an.
Er verlässt sein kleines Unternehmen. Petrus hatte ja immerhin 2 Boote, wie wir wissen. Er besaß ein Haus in Kapernaum. Er hatte eine Familie,  es wird uns von seiner Schwiegermutter berichtet. Petrus geht einfach mit. Er lässt sich fischen von diesem Menschenfischer. Und wird selbst einer.

Wir können diese Erfahrung nicht nachmachen. Wir können sie überhaupt nicht machen. Was wir können, ist ein solches Evangelium hören. Es ausforschen. Diese gespeicherte Erfahrung durchstöbern –für uns. Und vielleicht daraus lernen:  Es könnte auch mir passieren: Solche Kämpfe. Solche erfolglos durchfischten Nächte. Ein Semester an der Uni, von dem ich denke, es war vergeblich. Eine Prüfung, die ich nicht bestanden habe. Monate, jetzt in der Krise, wo ich nicht weiß wo sie geblieben sind. Und nicht weiß wo ich bleiben werde. Und dann dieser Ruf:  fahr noch einmal raus. Gegen deine Zweifel. Trotz allem was dich lähmt. Geh wieder auf Start. Du kommst weiter. Es zeigt sich ein Weg. Da ist eine Kraft, die dich trägt. Da ist eine neue Aufgabe. Du bist nicht am Ende.
Und du gehst mit ihm. Und er geht mir Dir.


Lied EG 395 Vers 1-3 Orgel und Gesang

Vers 1
Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist,
weil Leben heißt: sich regen, weil Leben wandern heißt.
Seit leuchtend Gottes Bogen am hohen Himmel stand,
sind Menschen ausgezogen in das gelobte Land.

Vers 2
Vertraut den neuen Wegen und wandert in die Zeit!
Gott will, dass ihr sein Segen, für seine Erde seid.
Der uns in frühen Zeiten das Leben eingehaucht,
der wird uns dahin leiten, wo er uns will und braucht.

Vers 3
Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt!
Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land.
Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit.
Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.


Gebet - Fürbitten

Mach uns unruhig, o Herr,
wenn wir allzu selbstzufrieden sind;
wenn unsere Träume sich erfüllt haben,
weil sie allzu klein und eng und beschränkt waren;
wenn wir uns im sicheren Hafen bereits am Ziel wähnen,
weil wir allzu dicht am Ufer entlang segelten.

Mach uns unruhig, o Herr,
wenn wir über der Fülle der Dinge, die wir besitzen,
den Durst nach den Wassern des Lebens verloren haben;
wenn wir, verliebt in diese Erdenzeit,
aufgehört haben, von der Ewigkeit zu träumen;

Rüttele uns auf, o Herr,
damit wir kühner werden
und uns hinauswagen auf das weite Meer,
wo uns die Stürme deine Allmacht offenbaren,
wo wir mit schwindender Sicht auf das Ufer die Sterne aufleuchten sehen.

Mach uns unruhig, oh Herr
und lass uns zugleich Halt finden
In Dir und aneinander – dass wir nicht untergehen
In diesen Stürmen, die jetzt gerade über unsere Welt fegen.
Wir bringen dir alle, die in Not sind, die unbekannten und die,
deren Namen wir kennen.


Stille - Vaterunser


Lied EG 171

Strophe 1: Orgel und Gesang
Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei mit uns auf unsern Wegen.
I: Sei Quelle und Brot in Wüstennot,
sei umuns mit deinem einem Segen.

Strophe 2: Orgel und Gemeinde spricht leise mit.
Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei mit uns in allen Leiden.
I: Voll Wärme und Licht im Angesicht,
sei nahe in schweren Zeiten.


Bekanntmachungen

Segen

Musik zum Ausgang


Mitwirkende:

Ruth Knüppel: Lesung
Hannah Rickmann: Gesang
Constantin Scholl: Orgel
Helmut Wöllenstein: Liturgie und Predigt

Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

Datenschutzerklärung ist erforderlich!

Please accept

* Diese Felder sind erforderlich.

Sei der erste der kommentiert