„Seht, ich habe es euch doch gesagt, wir sollen die Menschen fröhlich machen.”

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Verabschiedungsgottesdienst von Pfarrerin Dr. Anna Karena Müller gefeiert

Pfarrerin Dr. Anna Karena Müller hält ihre Abschiedsansprache. (Foto: Christian Lademann)

Dekan Burkhard zur Nieden erteilt Pfarrerin Dr. Anna Karena Müller den Segen. (Foto: Christian Lademann)

Herzliche Geste: Gemeindemitglieder, Gäste und Freunde winken zum Abschied. (Foto: Christian Lademann)

Anlässlich der Verabschiedung von Pfarrerin Dr. Anna Karena Müller hat die Elisabethkirchengemeinde einen gesonderten Gottesdienst am elften Sonntag nach Trinitatis (23.8.2020) gefeiert. Über elf Jahre lang war Müller die Besucherpfarrerin an dieser besonderen Kirche und hat die Arbeit in einer besonderen Weise stark geprägt.

"Wie schön, dass du diese Jahre diesen Dienst gemacht hast. Und wie schade, dass du gehst. Und wie schön, dass du zwei verantwortungsvolle neue Aufgaben übernimmst. Wie gut für unsere Kirche."
Mit diesem ambivalenten Gefühl, aber auch mit großem, herzlichem Dank hat Dekan Burkhard zur Nieden in diesem Gottesdienst Pfarrerin Dr. Anna Karena Müller aus ihrem Dienst auf der Besucherpfarrstelle an der Elisabethkirche verabschiedet.


Nach über elf Jahren, in denen sie an der Elisabethkirche sowohl in Gottesdiensten und Kassualien das Evangelium gepredigt und verkündet als auch ihre "Konzeption der Begegnung von Menschen mit diesem Gebäude" in Bezug auf BesucherInnen, Touristen, Kichenführungen sowie Koordination und Ausbildung der KirchenführerInnen umgesetzt hat, steht für Müller nun eine berufliche Veränderung an - dies aber weiterhin in Marburg:
Ab dem 1. September wird Pfarrerin Müller in der Leitung des Studienhauses Marburg zur Begleitung der Theologiestudierenden sowie im pastoralpsychologischen Dienst der Landeskirche (Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck) tätig sein.
Zu ihren Beweggründen hatte sich Müller bereits im Juli im Ermutigungsbrief der Elisabethkirchengemeinde mitgeteilt. Hier können sie ihre Worte noch einmal nachlesen.

In seiner Verabschiedungsansprache würdigte Dekan zur Nieden ihren Dienst mehrmals mit (gottes)dankenden Worten: "Wir Danken Gott für deinen Dienst, für den Einsatz deiner Gaben und Kräfte, für deine Treue und Liebe" im Allgemeinen, gefolgt von "Vielen Dank für dieses Charisma der Klarheit, der Behutsamkeit, der Entschiedenheit und der Klugheit" hinsichtlich ihrer theologischen und philologischen Expertise, sowie "Vielen, vielen Dank, Anna, dass du diese Gabe hattest und diese Gabe umgesetzt hast, so viele Menschen zu begleiten - in der Verkündigung und im Erleben und in dem, was darüber hinaus geht - hier in der Elisabethkirche" hinsichtlich ihres Einsatzes in der Begegnung und Begleitung von Menschen mit Gott, Glauben und dem besonderen Kirchenraum namens Elisabethkirche.
Dabei klangen auch wehmütige Töne durch: "Der beeindruckendste Raum, den wir in unserer Landeskirche haben - Anna Karena Müller verlässt ihn willentlich."

Am Sonntag der Verabschiedung hielt Pfarrerin Müller aber noch einmal - wenn auch vorerst zum letzten Mal - einen Gottesdienst in der (unter Corona-Umständen begrenzt) voll besetzten Elisabethkirche ab. In ihrer Predigt ging Müller vor allem auf die Verbundenheit von Zukunft und Hoffnung ein.

Die Lesung aus Jeremia 29 übernahm Kirchenälteste Christa Hauptmeier, an der Orgel musizierte Bezirkskantor Nils Kuppe.

Bevor Dekan zur Nieden Pfarrerin Müllerin Gottes Segen auf ihren Weg in die Zukunft erteilte, freute er sich in seinen abschließenden Worten auch über ihren Aufbruch zu neuen Aufgabenfeldern:
"Und nun brichst du auf. Eine neue Epoche. Wie schön für die Studierenden der Theologie, dass sie eine kompetente und erfahrene und sprachfähige Pfarrerin künftig haben. Begleiterin, vielleicht in einem gewissen Sinne - du weißt das schon sehr präzise zu deuten - auch als Freundin im sinne von gute Begleiterin, liebevolle Begleiterin.
Und wie schön für die Pastoralpsychologie, für die Kolleginnen und Kollegen in all ihren Bedrückungen und Verdrückungen, Forderungen und auch Überforderungen, dass sie in dir ein sprachfähiges und hörfähiges Gegenüber finden werden."

Im Anschluss an den Gottesdienst (samt Einhaltung corona-bedingter Abstände) fand auf dem Platz neben der Nordpforte noch ein kleiner Empfang für Gemeindemitglieder, Kirchenvorstand, Freunde und Bekannte statt, um sich persönlich noch einmal bei Pfarrerin Müller für ihren Dienst an der Elisabethkirche zu bedanken. Dazu musizierte der Posaunenchor der Elisabethkirche (Leitung: Leo Gatzke). Den Vortrag eines irischen Liedes steuerte Anne Kuppe (begleitet von Nils Kuppe) bei. Die Mitglieder des Kirchenvorstandes hatten Snacks und Getränke vorbereitet.

Gottesdienst zum Nachhören und Nachlesen: Wer dem Verabschiedungsgottesdienst nicht beiwohnen konnte, kann ihn an dieser Stelle noch einmal nachfeiern.
Sie können dazu den Audio-Abspiel-Button im Folgenden anklicken, um die Tonaufnahme des Gottesdiensten anzuhören, sowie die Liturgie- und Liedtexte mitlesen bzw. mitsingen (auch als Download im PDF-Format verfügbar - siehe unten). Eine Bildgalerie zeigt Momente aus Verabschiedungsgottesdienst und Empfang.
[Tonaufnahme: Nils Hahmann / Fotos: Christian Lademann]

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Foto: Christian Lademann

Verabschiedungsgottesdienst von Pfarrerin Dr. Anna Karena Müller
zum 11. Sonntag nach Trinitatis
23. August 2020

zum Anhören, Nachlesen und Nachfeiern

[Text- und Liedblatt als PDF-Download hier klicken]

Glocken

Musik: Johann Sebastian Bach, Präludium C-Dur

Begrüßung


Psalmgebet (Psalm 113,1-6)

Halleluja!
Lobt ihn, die ihr Dienst tut für den HERRN!
Lobt fröhlich den Namen des HERRN!
     Der Name des  HERRN sei gepriesen
     von heute an bis in alle Zukunft!
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang
soll man den Name des HERRN loben!
     Hoch über allen Völkern steht der HERR
     über dem Himmel wohnt er in Herrlichkeit.
Wer ist wie der HERR, unser Gott? –
Er steigt hinauf, um in der Höhe zu thronen.
     er beugt sich nieder, um in die Tiefe zu schauen. –
     Einzigartig ist er im Himmel und auf der Erde!
Amen
(Psalm 113,1-6)


Lied: EG 302,1-2

Du meine Seele, singe, wohlauf, und singe schön
dem, welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehn.
Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erd;
ich will ihn herzlich loben, solang ich leben werd.

Wohl dem, der einzig schauet nach Jakobs Gott und Heil.
Wer dem sich anvertrauet, der hat das beste Teil
das höchste Gut erlöset, den schönsten Schatz geliebt
mein Herz und ganzes Wesen bleibt ewig unbetrübt.


Lesung aus Jeremia 29

Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.
12Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und mich bitten, und ich will euch hören. 13Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, 14so will ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr.


Lied: EG 295,3-4

Mein Herz hängt treu und feste an dem, was dein Wort lehrt.
Herr, tu bei mir das Beste, sonst ich zuschanden werd.
Wenn du mich leitest, treuer Gott, so kann ich richtig laufen
den Weg deiner Gebot.

Dein Wort, Herr, nicht vergehet, es bleibet ewiglich,
so weit der Himmel gehet, der stets beweget sich;
dein Wahrheit bleibt zu aller Zeit gleichwie der Grund der Erden,
durch deine Hand bereit.


Ansprache/Predigt

Liebe Gemeinde,
wenn man aus einem Pfarramt ausscheidet, muss man in aller Regel eine Chronik übergeben. Kluge Pfarrer schreiben also im Laufe ihrer Dienstzeit immer wieder 'mal etwas auf. Viele aber tun das erst dann, wenn die Übergabe ansteht. Das Schöne an so einem eigentlich zu späten Schreiben ist: Man schaut zurück auf das viele Gute, das war. Wenn ich davon nur einen Teil jetzt erzählen würde, säßen wir viel zu lange hier in der Kirche. Also mache ich lieber, was Sie von mir kennen: Ihnen von biblischen Worten und Wörtern etwas erzählen und was sie mir von Gott und für uns sagen.

Schaut man zurück, hat man in Wirklichkeit etwas vor sich – eben das Vergangene. Die Propheten haben aus zwei Gründen in die Vergangenheit geschaut: zum einen, um zu ermahnen, bestimmte Wege, die ins Unglück führten, nicht einfach weiter zu gehen. Zum anderen schauten sie in die Vergangenheit, um daran zu erinnern, dass in allen Zeiten Gott da war, dass Gott also sein Versprechen gehalten hat: Ich bin da. Darauf kann man weiter trauen.

Das ist die große theologische und religiöse Herausforderung, vor die die biblischen Überlieferungen uns heute stellen: Die Vorstellung, dass Gott etwas mit dem gesamten Leben zu tun hat – und nicht nur mit einem Eckchen im Privaten.

Wenn das so ist: Gott hat mit dem gesamten Leben etwas zu tun – dann kann der eigentliche Blick ins Jetzt und in die Zukunft gehen. Und die erwarten alle biblischen Schriften von Gott. Denn dann, wenn die Zukunft von Gott gegeben ist, ist sie eine, die berechtigt mit Hoffnung verbunden ist.

Zukunft allein –? Das Wort, das in der Prophetenverheißung steht, die Frau Hauptmeier gelesen hat, das hebräische Wort drückt gut aus, wie es ja eigentlich ist: Die Zukunft ist das, was uns noch im Rücken ist, hinter uns, denn es ist nicht vor Augen – und vielleicht ist es auch etwas anderes als das Bisherige. Es ist nicht zu wissen, darum ist es gut, wenn mit der Zukunft Hoffnung gegeben wird. Und das wird, so hören wir schon von Jeremia. Dafür lässt Gott sich fragen, suchen, finden. So hat Gott mit dem ganzen Leben zu tun.

Denn keineswegs ist Gott primär eine Moralinstanz. Das wichtige am christlichen Glauben sind nicht sogenannte 'Werte'. Zuerst geht es um das Absehen von mir und den eigenen Aktionen. Vor allem Arbeiten an der Zukunft steht: Sie wird uns gegeben, die Zukunft und die Hoffnung, die hoffnungsvolle Zukunft.

Ja, es sind unsere Aufgaben: Frieden und Gerechtigkeit. Wir kümmern uns um das Klima und die Umwelt, um die Kranken, um die Benachteiligten. Wir entwickeln eine Ethik  – unsere Bischöfin sprichtviel vom Sorgen für ... . Aber vor allem Tun steht das Empfangen. Dafür fragen wir nach Gott, suchen Gottes Segen.

Das ist schon im ersten Wort der Bibel zu hören: Alles, was ist, also auch alles, was wir schaffen, ist nicht selbst der Beginn.

Dazu will ich Ihnen noch von einem zweiten hebräischen Wort erzählen. Es ist das allererste Wort der Bibel – und es ist ein besonderes Wort. Unter Fachleuten sorgt es für Diskussion, denn es ist nicht so einfach zu übersetzen. Luther hat schön poetisch "Am Anfang" geschrieben. Kann man auch machen. Die beiden ersten Buchstaben des Alfabets stehen so am Anfang der Welt. Das ist ursprünglich anders: Die beiden ersten Worte der Bibel beginnen mit dem zweiten Buchstaben des Alefbets. Die Welt, in der wir sind, ist nicht das A sondern das B. Wir finden uns immer schon vor, wir sind nicht die Voraussetzung unserer selbst, sondern wir verdanken uns – und wir sind immer schon in einen Zusammenhang gestellt. Das merken wir manchmal beim Blick auf das Vorliegende, also die Vergangenheit.

Doch es steckt auch die Zukunft, und zwar die mit der Hoffnung verbundene Zukunft, in diesem Anfang der Bibel. Denn das Übersetzungsproblem liegt nicht an a oder b, sondern daran, was die Wörter noch bedeuten können außer "am" und "Anfang". Ich bin nichtganz sicher (damit in guter Gesellschaft), will aber einmal hören wie es klingt, wenn ich übersetze: "in einen Anfang hinein" oder "in einem Anfang" – so, als wäre der Anfang ein Ort oder ein Raum, in dem Gottes Schaffen geschieht. Die Welt, wir, wären so, in diesem Raum, immer anfänglich. Wir lebten also weniger im Betrachten unserer Sterblichkeit und Vergänglichkeit – das wissen und sehen wir ja. Sondern vielmehr im Vertrauen auf die Zukünftlichkeit und das Leben.

Das ist es, wenn wir glauben, also darauf vertrauen, dass Gott mit dem ganzen Leben etwas zu tun hat. Und ich denke, das lohnt zu sagen und zu leben, gerade heute. Die Welt, wir im Raum des Anfangs – dann ist der Weg weiter vor uns. Und gibt Gott Zukunft und Hoffnung, dann kann ich getrost handeln, alle Kräfte und Ideen mutigund zuversichtlich einsetzen.

Die Zukunft erschöpft sich keineswegs in einer bestimmten Zeit oder Dauer. Die Zukunft, die Hoffnung, von Gott empfangen: das macht eine Lebenshaltung allem Kommenden gegenüber, das wir ja nicht sehen.

Die Zukunft voll Hoffnung – das ist die Verheißung, wegen der wir den Sonntag feiern, der uns an den ersten Ostermorgen erinnern soll, an das Leben, das Gott ist.

Gott, der uns sagen lässt: "Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung."

Amen


Musik: César Franck, Prélude h-moll


Verabschiedung durch Dekan Burkhard zur Nieden


Fürbitten und Vaterunser

Zu dir kommen wir, Gott, und bringen alles, was uns beschäftigt:
Die Sorgen, die Angst, auch die Freude und den Dank.
Dir vertrauen wir uns an
dir vertrauen wir sie an:
alle, die uns am Herzen liegen,
alle, die unsere Gedanken bewegen. –––

Wir bitten dich für die, die uns nahestehen – und für die, mit denen wir es schwer haben. –––

Wir bitten dich für die, um die wir uns sorgen und für die, deren Elendwir kaum mitansehen können. –––

Wir bitten dich für die äußere Not von Menschen, wir bitten dich für ihre Träume und ihre Sorgen. –––

Wir bitten dich um Frieden und Gerechtigkeit für Männer und Frauen,
um Brot und Bildung für Arme und Reiche,
um Mut und Besonnenheit für Alte und Junge.
Für deine ganze Schöpfung bitten wird dich
und vertrauen auf die Kraft deines Geistes in unserer Welt.
Zu dir kommen wir, Gott, und bitten, wie Jesus uns gelehrt hat:
Vater unser im Himmel, ...
Amen


Lied:EG 369,4

Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu
und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu.
Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.


Segen

Musik: Johann Sebastian Bach, Fuge C-Dur

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